Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen traf sich zu einem ausführlichen
Gespräch mit Christine Schrader, Pflegedirektorin der Aller-Weser-Klinik (AWK). Im
Fokus des Austausches standen die aktuellen Herausforderungen im Pflegebereich
sowie potenzielle Lösungsansätze für die Region.
Christine Schrader, die neben ihrer Position als Mitglied der Krankenhausleitung
auch im Vorstand des Bundesverbandes Pflegemanagement und im
Niedersächsischen Pflegerat sitzt, skizzierte ein komplexes Bild der gegenwärtigen
Situation. „Das System der Fallpauschalen hat sich als dysfunktional erwiesen.
Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung des demographischen Wandels:
Immer mehr Pflegebedürftige treffen auf immer weniger Pflegekräfte“, erläuterte Frau
Schrader. Vieles sei im Moment nicht auf kommunaler Ebene zu lösen, so muss sich
die Politik zum Beispiel dringend dem Thema Leiharbeit im Gesundheitswesen
widmen.
Susanne Hüneke, Co- Vorsitzende der Grünen Kreistagsfraktion, betonte: „Der
prognostizierte Kollaps des Pflegesystems um 2029 erfordert sofortiges Handeln. Wir
müssen kreative Lösungen finden, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und
gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern.“
Ein Ansatz, den die AWK bereits verfolgt, ist die Rekrutierung ausländischer
Fachkräfte. „Derzeit bemühen wir uns um 15 Fachkräfte aus Tunesien. Allerdings
stehen wir vor der Herausforderung, adäquaten Wohnraum zur Verfügung zu
stellen“, erklärte Schrader. Der Wohnraummangel werde bei der weiteren Anwerbung
eine zunehmende Belastung. Die Fraktion diskutierte in diesem Zusammenhang die
Möglichkeit, leerstehende Bereiche in den Kreisaltenheimen zu nutzen.
Co-Vorsitzender Lennart Quiring hob die Bedeutung der Ausbildung hervor „Die AWK
leistet mit 60 Auszubildenden in fünf Ausbildungsberufen einen wichtigen Beitrag zur
Fachkräftesicherung. Die Einführung des Pflegestudiums ist ein weiterer positiver
Schritt.“ Auch mit der Gründung der AW Care sowie der Start der generalisierten
Pflegeausbildung sind hierzu bereits Maßnahmen in die Wege geleitet worden, wobei
letztere einer kritischen Begleitung bedarf.
Die Diskussion umfasste auch strukturelle Herausforderungen wie die
Pflegepersonaluntergrenzenverordnung und das komplexe System der
Leistungsdokumentation. „Es ist essentiell, dass wir politisch Rahmenbedingungen
schaffen, die es Pflegekräften ermöglicht, sich auf ihre Kernaufgaben zu
konzentrieren“, so Quiring. So ist es beispielsweise schwierig wegen nicht
gewährleisteter Finanzierung auf den Einsatz von Pflegehelfer/innen zu verzichten,
da sie einen wichtigen Beitrag zur Entlastung leisten können.
Abschließend betonte Christine Schrader: „Trotz aller Herausforderungen bietet der
Pflegeberuf viele attraktive Perspektiven. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten,
das öffentliche Bild zu korrigieren und gleichzeitig die politischen Weichen für eine
zukunftsfähige Pflege zu stellen“.
Die Grüne Kreistagsfraktion wird die gewonnenen Erkenntnisse in ihre weitere
politische Arbeit einfließen lassen und sich für eine Stärkung des Pflegesektors in der
Region einsetzen.