Kreis-Grüne besuchen „Gebrauchtmöbel“
Den „Tag der Offenen Tür“ beim Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekt „Gebrauchtmöbel und mehr..“ nutzte die Kreistagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, um sich ein Bild zu machen von den vielfältigen Aufgaben des vom Landkreis geförderten Projektes.
Die fünf Abgeordneten waren beeindruckt. Das Projekt bietet für langzeitarbeitslose und geflüchtete Menschen unterschiedlichste Bereiche an.
Die Abholung, Aufbereitung, Reinigung, Reparatur und der Wiederverkauf von gespendeten Gegenständen sind die zentralen Aufgaben im Gebrauchtmöbelprojekt. Das Ziel ist es, hochwertige gebrauchte Möbel und alle Art von Waren für alle Kunden anzubieten. Das ist ökologisch sinnvoll und schont die Haushaltskassen beim Einkauf, der von vielen genutzt wird.
Die teilnehmenden Menschen lernen nicht nur viele Fertigkeiten, sondern erleben auch die Erfahrung gebraucht zu werden. Die Arbeit funktioniert nur im Team. Die erlebte Arbeitserfahrung kann den Weg in den 1. Arbeitsmarkt ebnen, ist auf jeden Fall ein stabilisierender Faktor. Durch die tagesstrukturierende Beschäftigung von Menschen auch ohne direkte Arbeitsmarktperspektive bietet Sinn. Es kann auch ein erster Schritt auf dem Weg zum Sprachkurs oder einer weiterführenden Qualifizierung sein.
Nach der Begrüßung durch den Landrat nahm die Gruppe der Kreistagsabgeordneten an der ersten der angebotenen Führungen teil und erfuhr noch mehr über die gesamten Inhalte. Auch das mobile Bau-Team, dass Wohnungen bezugsfertig instand setzt, der Grünpflege-Bereich, die Werkstatt für Fahrräder und Autos sowie die Büro-Qualifizierung mit einer Übungsfirma wurden vorgestellt. Weiterer Bausteine in der Palette der Möglichkeiten bieten spezielle Angebote für Frauen mit Erziehungsaufgaben sowie Jugendprojekte.
Die kompetente und freundliche Führung durch die Projektpädagogin erlaubt einen Blick hinter die Kulissen. Für alle Besucher gab es neben den Führungen auch Kaffee und Kekse, Würstchen und Gewinnspiele.
Die grüne Kreistagsfraktion nimmt den Eindruck mit, ein für den Landkreis wichtiges soziales und ökologisches Projekt, das den Gedanken des Recycling und Upcycling mit Leben füllt, gesehen zu haben.
Aber die Pläne der Bundesregierung geben Anlass zur Sorge: Greifen die derzeit geplanten Kürzungen bedeutet dies eine Verringerung der Eingliederungsmittel für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen um rund 20 Prozent.
Gerade die öffentlich geförderte Beschäftigung ist besonders von den geplanten Kürzungen der Eingliederungsmittel betroffen. Sie galt lange Jahre als eine wichtige Form der arbeitsmarktnahen Qualifizierung und als besonders geeignet zur Heranführung vulnerabler Zielgruppen an den allgemeinen Arbeitsmarkt. Die Kürzung von Eingliederungsleistungen hat faktisch die Ausgrenzung von als „arbeitsmarktfern“ geltenden Menschen zur Folge. Sie ist eine wichtige Grundlage auch für weiterführende, darauf aufbauende Förderungen wie z. B. die der beruflichen Qualifizierung. Ziel muss es sein, einer individuellen Manifestierung von Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
Noch bleibt abzuwarten, wie die geplanten Kürzungen die ALV als Tochter des Landkreises betreffen werden. Es ist eine Besonderheit des Landkreises Verden, die Beschäftigung und Qualifizierung nicht an externe Maßnahmenträger zu vergeben, sondern mit der ALV als Anstalt Öffentlichen Rechts eine enge Anbindung und gute Kommunikation zum landkreiseigenen Jobcenter zu haben. Das ist Chance und Risiko zugleich. Ab 2025 soll die Zuständigkeit für Qualifizierung und Beschäftigung nicht mehr beim Jobcenter, sondern bei der Bundesagentur für Arbeit liegen.
Die Kreistagsfraktion der Grünen wird die Entwicklung kritisch beobachten und sich für die Aufrechterhaltung der Projekte stark machen.
(v.l.n.r.) die beiden ALV-Mitarbeiterinnen, Erich von Hofe, Angela Hennings, Doris Gerken, Harald Hemmje – Foto © Frank-Peter Seemann